Reiterkurier ·Mai 2014
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Titelthema: Wanderreiten
Naturspektakels, das die Dänen als
„Sort sol“ (Schwarze Sonne) bezeich-
nen kaum beschreiben. Stare in sol-
chenMassen rufen zwangsläufig auch
ihreFressfeinde auf denPlan.Wie aus
dem Nichts tauchen Falken und Ha-
bichte auf, stürzen sich inden Staren-
schwarmund sorgendafür, dass diese
ihreFlugformation imAkkordändern.
GaloppdurchMeerund
Sandwüste
Nach diesem Erlebnis folgten wir
eine Weile demWanderweg bis zum
BeginndesWattenmeeres.BeiEbbega-
loppiertenwir bisKoresand, der größ-
ten Sandbank Dänemarks. Zu sehen
gab es nichts, aber genau das macht
denReizdiesermenschenleerenLand-
schaft aus. Man sieht kilometerweit
in die Ferne, der Himmel verschmilzt
mitdemHorizont.Kein Industrielärm
stört das Erlebnis, Sie hören nur den
AtemdesPferdesundgelegentlichden
SchreieinerMöwe.Pitturflogförmlich
über das Wattenmeer, Wasser spritz-
te hoch wenn Hufe auf kleine Pfüt-
zen trafen. Ich machte mir ernsthaft
Gedanken wie lange wohl das Putzen
des Pferdes dauern würde. Dann än-
derte sich der Untergrund. Der Wal-
lach wechselte in den Tölt, wir betra-
ten Koresand. Auch diese Sandbank
wird bei Flut vomWasser überspült,
weshalb der Sand von wellenartigen
Rillendurchzogen ist.
Ankunftbei denRobben
BevorwirunsdemHöhepunktder
Safari näherten, verzehrten wir ein
mitgebrachtes Lunchpaket und genos-
sen die herrliche Stille. Erneut beka-
menwirdieSchwarzeSonnezu sehen,
abgestiegene Reiter machten Bilder
von diesem Spektakel oder fotografie-
rtendieRillen imSand.ZehnMinuten
späterhießeswiederaufsitzen. ImGa-
lopp ritten wir zur Südwestküste von
Koresand, wo sich Dänemarks größ-
tes Landraubtier, die seehundähnliche
Largha-Robbe, gemütlich im Sand rä-
kelte. Weil Robben einen sehr guten
Geruchssinn haben und außerdem
feinste Erschütterungen im Sand re-
gistrieren können, dürften die Tiere
unsere heranpreschende Kavallerie
schon bemerkt haben, bevor sie den
erstenHuf auf Koresand setzte. Dem-
entsprechend konnten die Robben ih-
re Flucht vor uns perfekt vorbereiten.
Kaum waren sie in Sichtweite, flüch-
tete eine nach der anderen ins sichere
tiefe Meer. Wir ließen die Pferde zu-
rück, betraten den jetzt leeren Strand
undhofftenaufdieRückkehrderMee-
ressäuger. Den Gefallen taten sie uns
nicht, jetzt war ich froh ein Objektiv
mit langerBrennweitedabei zuhaben.
DieFluchtvorderFlut
Wir hätten uns gerne länger auf
Koresand aufgehalten, aber das lässt
die Natur nicht zu. Immer wieder
blickten unsere Reitführer nervös auf
dieUhr, irgendwann drängten sie uns
förmlich zumAufsitzen. Priele füllten
sich beängstigend schnell mitWasser,
soschnell esging rittenwirnachMan-
dö zurück. StändigdieFlut imRücken
wurde den Pferden alles abverlangt.
Wir ritten jetztGalopphochzwei.Nur
gelegentlich musste Pittur durch die
voller werdenden Priele gelenkt wer-
den, meistens suchte er sich dank sei-
ner guten Ortskenntnisse selbst den
optimalen Weg. Für diesen beängsti-
gend schnellenRittmussteman inder
Tat sehr sattelfest sein.
ZurückaufMandö
Was die Pferde vor allem auf dem
letztenAbschnitt leisteten, war ihnen
beiderRückkehraufdiePferdefarman-
zusehen.Schnellnahmenwirdenvöllig
verschwitztenTierenSättelundZaum-
zeugabundbrachten sieauf eineWei-
de,wo sich sichgenüßlichaufdemBo-
denwälzten. Pittur und seineFreunde
erhielten Leckerliswährend die Reiter
bei Sandwich und Bier den Tag Revue
passieren ließen. Weil sich die Führer
dazu entschlossen die Pferde auf der
Farmzu lassen, bliebunsdas abschlie-
ßende Putzen erspart. Hätte der Tag
schönerendenkönnen?
Fazit: Einzigartigund
empfehlenswert
Zurück imKommandörsgardenauf
Römözeigtesich jederdermitgereisten
Pressevertreter tief beeindruckt von
der Tour. Die trotz ihrer Eintönigkeit
abwechslungsreiche Landschaft, die
liebenswertenIsländerpferdemit ihren
fließenden Tempowechseln und auch
dieMöglichkeit ausgiebigTöltundGa-
lopp zu reitenmachten die Robbensa-
fari zu einem außergewöhnlichen Er-
lebnis, das seinesgleichen sucht. Eini-
geTeilnehmerentschlossensichsofort
die Tour zu wiederholen, dann aller-
dings imSommerwenn es nichtmehr
ganzsokalt ist.
Weitere Infos:
Buchen können Sie die Robbensafari
über dieWebseite
Button Islandcenter.
Dort finden Sie auch nützliche Infobro-
schüren imPDF-Format.
Dauer der Tour: ca. 6,5 Stunden, davon
3,5StundenReiten
Kosten für die Robbensafari ohne Ho-
telaufenthalt: 130EUR
Beachten Sie, dass diese Tour nur für
fortgeschritteneReiter geeignet ist.
text/fotos:m.hermannsdorfer
Die "Sort sol"auseiner
MasseanStaren: ein
gigantischerAnblick