Reiter-Kurier Januar 2014 - page 16

Wenn das Pferd hustet
Fast jeder Pferdebesitzer hatte im Laufe seiner „Pferdelaufbahn“ bereits damit zu tun.
Doch viel zu oft wird bei Husten sehr lange gewartet, bis eine Behandlung eingeleitet wird
und es entwickeln sich chronische, wiederkehrende Zustände auf dem empfindlichsten
Organ des Pferdes – der Lunge.
D
abei kann man als Pferdebe-
sitzer sehr viel zur Gesund-
heit der Lunge beitragen!
Oftmals erhält man aus dem Inter-
net oder von Bekannten gut gemeinte
Ratschläge, die auf der Annahme ba-
sieren, dass man „mit Kräutern nichts
falsch machen kann“. Doch genau das
ist so nicht richtig, denn die Wirkung
der Kräuter setzt ganz unterschied-
lich imOrganismus an und nicht jeder
Schleimlöser passt auf jede Art Hus-
ten! Dies kannman als Besitzer schwer
differenzieren, hierfür ist gründliches
Abhören imRuhezustand, wie auch un-
ter Belastung, durch den Tierheilprak-
tiker oder Tierarzt erforderlich.
Ein kompetenter Therapeut wird
Sie auch darauf hinweisen, falls bei
ihrem Pferd eine schulmedizinische
(Mit-)Behandlung zu empfehlen ist.
Naturheilkundliche Behandlungs-
ansätze und die richtige Dosierung
Die meisten Atemwegserkrankun-
gen lassen sich gut mit Akupunk-
tur und Phytotherapie (= Kräuter)
behandeln. Die Menge der Kräuter
muss jedoch ausreichend hoch do-
siert sein, um eine effektive Heil-
wirkung zu erzielen.
Haltungs-Aspekte
Was aber bei Husten immer wichtig
ist, sind die Haltungsbegebenheiten.
Hier können Sie, sowohl begleitend
zu einer frühzeitigen Behandlung,
als auch vorbeugend, schon sehr viel
selbst tun: Bei Hustenpatienten oder
Pferden, die dazu neigen, sollte die
Staubbelastung weitestgehend re-
duziert werden. Achten Sie auf gute
Luftzirkulation im Stall und auf viel
Bewegung an der frischen Luft (Kop-
pelgang, Paddock).
„Hustenpferde“ sind in Paddockbo-
xen oder Offenställen besser unterge-
bracht als in (Innen-) Boxen. Meiden Sie
mit hustenden Pferden Reithallen und
staubige Reitplätze und fegen Sie nicht
in unmittelbarer Nähe dieser Pferde.
Wässern oder bedampfen Sie das Heu,
um das Einatmen von Staubpartikeln
beim Fressen zu verhindern. Dies stellt
auch im Winter kein Problem dar. Das
Heu gelangt , entgegen der häufigenAn-
nahme, nicht eiskalt oder gar angefro-
ren in den Pferdemagen, sondern wird
durch Einspeicheln und Kauen ange-
wärmt wie anderes Futter auch.
Beim Wässern ist es wichtig, das
Heu wirklich gut unterzutauchen und –
je nach Einzelfall – eventuell auch eini-
ge Minuten ziehen zu lassen. Das Was-
ser sollte nach jedem Tauchdurchgang
gewechselt werden. Heubedampfer
gibt es mittlerweile in vielen Größen,
und manch einer hat mit handwerkli-
chem Geschick schon einen gut funkti-
onierenden Eigenbau getätigt. Hierbei
gilt es aber zu beachten, dass die nötige
keimtötende Betriebstemperatur wirk-
lich erreicht wird, um nicht einen ge-
genteiligen Effekt zu erzielen.
Inhalieren
Bei Erkrankungen der Atemwege ha-
ben sich Inhalationen mit Kochsalz
zur Befeuchtung sehr bewährt, diese
lindern auch den Hustenreiz und rei-
nigen die Schleimhäute. Auch indivi-
duell abgestimmte Kräuterzusätze,
z. B. antiseptische oder schleimlö-
sende, sind möglich – jedoch niemals
(ätherische) Öle hinzugeben, da die-
se sich nicht mit Wasser verbinden
und äußerst scharfe Schleimhaut-
reaktionen hervorrufen! Bei Erkran-
kungen der oberen Atemwege können
Sie diese Inhalationen einfach mittels
sauberem(!) Eimer und heißem Was-
ser, dem Sie Kochsalz und verordne-
te Kräuter zusetzen, bewerkstelligen.
Bitte seien Sie vorsichtig, wenn Sie die
ersten Male mit Ihrem Pferd inhalie-
ren. Manche Pferde tauchen ihre Nase
tief in den Eimer und verbrennen sich
am heißen Wasser, manche werden
unruhig.
Gewöhnen Sie Ihr Pferd langsam
daran – meistens genießen die Tiere
die Inhalationen wenn sie sich daran
gewöhnt haben. Geht es jedoch um die
unteren Atemwege, ist hierfür unbe-
dingt ein Ultraschallvernebler nötig,
um den Wasserdampf auch bronchi-
algängig werden zu lassen. Auch Pfer-
de, die chronisch (dauerhaft oder im-
mer wieder) husten, lassen sich damit
hervorragend therapiebegleitend un-
terstützen. Wenn Sie diese Maßnah-
men umsetzen, tragen Sie einen er-
heblichen Teil zur Genesung und Ge-
sunderhaltung Ihres Sport- und Frei-
zeitpartners bei!
text/foto: m. nufer, tierheilpraxis nufer
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Viel Bewegung an
der frischen Luft tut
„Hustenpferden“
(ohne Fieber) gut.
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