Reiter-Kurier Januar 2014 - page 13

Rund und gesund –
ist das wirklich so ?
W
as bei uns bereits als Ur-
sache für unterschiedli-
che Störungen unserer Ge-
sundheit bekannt ist, wird heute beim
Pferd leider meist noch ignoriert.
In den Industrieländern tritt bei
fettleibigen Menschen seit vielen Jah-
ren immer häufiger das sogenannte
„Metabolische Syndrom“ auf. Dies be-
deutet, dass neben der Fettansamm-
lung, speziell im Bauchbereich, auch
ein gestörter Fettstoffwechsel, Blut-
hochdruck und Diabetes mellitus auf-
tritt. Menschen, die an diesem Syn-
drom leiden, weisen eine erhöhte
Krankheitsanfälligkeit im Herz-Kreis-
lauf Bereich auf.
Auch bei den Pferden sieht man
heute immer mehr übergewichtige Tie-
re mit sichtbaren Fettpolstern. Dieses
Übergewicht zeigt Parallelen zu dem
oben beschriebenen Syndrombei Men-
schen und ist bekannt als „Equines Me-
tabolisches Syndrom“, kurz EMS.
In beiden Fällen entsteht diese klas-
sische Wohlstandserkrankung aus zwei
Faktoren: Ernährung mit zu viel Ener-
gie in Kombination mit zu wenig Be-
wegung… aber ein dickes Pferd ist nicht
unbedingt bereits anEMS erkrankt. Erst
wenndas Zusammenspiel zwischendem
Hormon Insulin und Zucker nicht mehr
richtig funktioniert, entsteht das „echte“
Equine Metabolische Syndrom.
Was passiert im Organismus? Das
körpereigene Hormon Insulin steu-
ert den Blutzuckerspiegel, regelt die
Zuckerspeicherung und wandelt bei
Bedarf den gespeicherten Zucker in
Diese sehr geläufige Meinung birgt sowohl bei uns als auch bei unserem
Sport- und Freizeitpartner Pferd nicht unerhebliche Risiken.
termittel mit Melasse, Getreide, Äpfel
und Möhren.
Eine Reduktionsdiät sollte immer
auf Heu basieren und mit den notwen-
digen Vitaminen und Mineralstoffen
ergänzt werden. Im Idealfall werden
übergewichtige Pferde zweimal täglich
leicht gearbeitet. Eine Haltung in Pad-
dock-Boxen oder im Offenstall unter-
stützt die Gewichtsreduktion zusätz-
lich, da sich die Pferde hier natürlicher-
weise mehr bewegen.
Unbedingt zu beachten ist, dass
Pferde bei einer Gewichtsreduktion
aber nicht hungern sollen. Eine sinn-
volle Verteilung auf vier bis sechs, der
Bewegung angepassten, Portionen an
Raufutter wäre hier optimal.
Sehr gerne stehe ich Ihnen in die-
semZusammenhang für Fragen oder ei-
ner gezielten persönlichenBeratung zur
Verfügung – zumWohl Ihres Pferdes!
Nähere Informationen unter
text: s. kepplinger/
foto: fotolia.com
Energie um. Leidet ein Pferd nun un-
ter EMS reagieren die Zellen verlang-
samt auf das Insulin. Infolgedessen ist
der Zucker als Energie-lieferant nicht
verfügbar. Ursache dafür sind Hormo-
ne in den Fettpolstern, die den Stoff-
wechsel des Pferdes negativ beeinflus-
sen. Man spricht hier von einer „Insu-
linresistenz“.
Bis dicke Pferde eine Insulinresis-
tenz entwickeln, können viele Jahre
vergehen. Leichtfuttrige Pferde und
Ponys sind hier einem deutlich höhe-
ren Risiko ausgesetzt.
Bei EMS veranlagten Pferden kann
eine Kolik, Futterumstellung oder
Stress der Tropfen sein, der das Fass
zum Überlaufen bringt – es kommt
zur Hufrehe. Diese Hufrehe führt lei-
der oft zum Tod, da die Pferde durch
die Schmerzen unter extremen Stress
leiden. Dieser Stress wirkt sich negativ
auf die Insulin-empfindlichkeit aus.
Deshalb gestaltet sich hier eine erfolg-
reiche Therapie äußert schwierig.
Der beste Schutz vor EMS ist
regelmäßige Bewegung und eine
entsprechend angepasste Fütte-
rung, um Übergewicht zu ver-
meiden. Pferde, die regelmäßig
bewegt werden, können, selbst
bei geringer Arbeit, besser
mit Insulin umgehen. Neigt
ein Pferd bereits zu Fettan-
sammlungen und ist gefähr-
det Übergewicht zu entwickeln,
ist eine Reduktion der leicht verdauli-
chen Kohlenhydrate sinnvoll. Diese fin-
det man vor allem inWeidegras, Fut-
SCHLANK I N DEN F RÜHL I NG
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