Reiter-Kurier September 2014 - page 22

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Reiterkurier · September 2014
Pädagogik von Vorteil
Leider noch viel zu wenig verbrei-
tet, aber fachlich wichtig, ist es, dass
der Reitlehrer sich zudem mit pädago-
gischenThemenbefasst. Pädagogisches
Grundwissen vermitteln beispielsweise
Kurse an Volkshochschulen oder Uni-
versitäten, die man als Gasthörer be-
suchen kann. An der VHS liegt die In-
vestition meist unter 100 € und ist im
späteren Reitlehrer-Alltag absolut loh-
nenswert. Auch die FN bietet in ihrer
Mitgliederzeitschrift immer wieder pä-
dagogisch interessante Kurse an.
In Pädagogik-Kursen lernt man
beispielsweise, wie man Inhalte visuell
oder akustisch am besten vermitteln
kann. Gerade die Akustik spielt im Un-
terricht durch die Stimme des Reitleh-
rers eine wichtige Rolle. Einem sechs-
jährigen Kind vermittelt man die An-
weisung zum Leichttraben schließlich
völlig anders als einen 30-jährigen An-
fänger.
Vor eine besondere Herausfor-
derung stellen Reitlehrer im pädago-
gischen Bereich zudem Jugendliche.
Wie also kannman reiterliche Disziplin
vermitteln sowie die Tatsache, dass die
Pferde immer an erster Stelle stehen,
wenn im Grunde andere Themen den
Betroffenen tagesaktuell viel wichtiger
erscheinen. Auch wird es in diesem Al-
ter schwierig, Jungen und Mädchen
gemeinsam zu unterrichten. Gerade
Jungs benötigen oft besonders ein-
fühlsamen Unterricht, um überhaupt
im Reitsport zu bleiben. Mobbing und
dessen Deeskalation sind hier ein The-
ma, welches immer mehr an Bedeu-
tung gewinnt. Es kann in speziellen
Mediationskursen genauer behandelt
werden.
Man sieht, die Ausbil-
dung zum kompetenten
Reitlehrer endet nie-
mals an der Stalltüre.
Vermittlung von
Verantwortung
Ein besonderes Thema im Reitun-
terricht ist die Vermittlung von Ethik
und Bewusstsein für das Wohl des
Pferdes. Auch wenn die meisten Pfer-
defreunde dieses schon früh verinnerli-
cht haben, gibt es dennoch oft Schwie-
rigkeiten, wenn man bei einem Pferd
an seine persönlichen, reiterlichen
Grenzen stößt. Ist ein Reiter mit sei-
nem Pferd überfordert, können beide
Seiten in Gefahr geraten – dies muss
ein Reitlehrer behutsam zu verhindern
wissen. Auch auf menschlicher Ebene
kann es Probleme geben, wenn man
im Stall das Gefühl hat, dass ein Rei-
ter sein Pferd nicht so behandelt, wie
es sein sollte.
Deshalb sollten die ethischen
Grundsätze im Reitsport, welche bei-
spielsweise die Deutsche Reiterliche
Vereinigung (FN) als Broschüre heraus-
gegeben hat, jedem Reitlehrer bekannt
sein, sodass er diese während des Un-
terrichts auch fachkundig vermitteln
kann.
Reiten mit Gefühl ist zwar bei den
meisten, längst jedoch nicht bei allen
Reitschülern, im Verständnis ihres
Sports verankert. Deshalb gilt es für
jeden Reitlehrer dieses harmonische
Miteinander von der Einheit Pferd/
Reiter zu fördern und als oberstes Ziel
des Unterrichts zu setzen.
Reitunterricht – Es geht los!
Am Anfang jeder Kinderreitausbil-
dung sollte der Unterricht an der Lon-
ge stehen. Gabriele Wintermeyer vom
FN-geprüften Reitstall Laubenheimer
Hof in Mainz berichtet: „Kinder und
auch Erwachsene erhalten eine Pro-
bestunde bevor sie sich fest an unsere
Reitschule entscheiden. Um uns ken-
nenzulernen findet erst eine Führung
T i t e lthema : Re i tpädagog i k
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