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Reiterkurier · April 2015
Hierbei sei es insbesondere das Kaube-
dürfnis, das unbedingt mit einbezogen
werden müsse. „Die Appetitgrenze ist
individuell, so gibt es Pferde die z.B.
nach 10 kg Heu satt sind, andere fres-
sen 20 kg.“ Bei unkontrollierter Heu-
aufnahme würde manch ein Pferd al-
so viel zu dick. So liegt die theoretische
Rationsgrenze bei genügsamen Ras-
sen wie Norweger oder Shetty in der
Regel prozentual höher als beispiels-
weise beim Anglo Araber. Will hei-
ßen: Sogenannte Robustpferderassen
sind seit Generationen gezüchtet mit
karger Nahrung auszukommen, vom
Überfluss im Trog werden sie krank.
Dennoch darf bei solchen Rassen die
Ration nicht drastisch knapp gehalten
werden, wie man es leider häufig sieht
- Verhaltensstörungen und Magenge-
schwüre sind einige der Folgen. Viel-
mehr muss darauf geachtet werden,
dass auch die Robusten ausreichend
lange kauen können.
Eine Faustregel besagt zwar pro
100 kg Körpergewicht mindestens 1,5
kg Heu zu füttern. Nehmen wir jedoch
als Beispiel ein Shetty mit etwa 200 kg,
würde es täglich nur drei Kilo erhalten.
„Die wären schnell weg, das Shetty
könnte gar nicht annähernd sein Kau-
bedürfnis erfüllen und würde krank
und aggressiv,“ weiß Röhm aus Erfah-
rung und verweist darauf, dass langfri-
stig nur ein glückliches Pferd gesund
abnehmen kann. Um die Fresszeiten
zu verlängern bieten sich engmaschige
Heunetze, Heuraufen, spezielle Fütte-
rungssysteme (z.b. der HeuToy der Fir-
ma Udo Röck GmbH) oder die Beimi-
schung von etwas Stroh an - jedoch nie
mehr als 1/3 Stroh der Gesamtration
(Verstopfungskolik). Für das Herden-
tier Pferd heißt bedarfsgerecht aber
auch ohne Stress, in Gesellschaft von
Artgenossen und an ausreichend di-
mensionierten Futterstellen zu fres-
sen.
Füttern mit Verstand
Um heraus zu finden welchen Fut-
terbedarf ein Pferd hat, empfiehlt
Röhm sich über die Appetitgrenze he-
ran zu tasten Bei einem etwa 1,50 m
großen Pferd wird diese ungefähr zwi-
schen 2 und 3 % seiner Körpermasse
liegen. Diese Menge Raufutter wird
dem (gesunden) Pferd angeboten, so
dass man nach 24 Stunden sieht was
noch übrig ist.