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Reiterkurier · Februar 2015
E
r beobachtete, wie erst vor
Stunden gefangene Wildpferde
auf eine riesige Weide von ca.
1,2 auf 1,2 km (=144 ha) gebracht wur-
den. Sofort verteilten sich die Pferde
und das typische Umherwandern hin-
tereinander auf Pfaden verschwand au-
genblicklich. Zur Fütterungszeit, wenn
der Truck mit den Heuballen durch-
fuhr, kam kurz Leben auf, bis jeder
sein Plätzchen an einem Ballen gefun-
den hatte. Ansonsten standen die Tiere
herum und taten nichts. Warum auch,
es fehlte jeglicher Anreiz zu Bewegung,
imGegenteil: diejenigen Pferde wurden
belohnt, die zur rechten Zeit an denAb-
wurfplätzen der Heuballen waren. Also
warteten sie. Bereits nachWochen sind
die perfekten Hufe dieser neu gefange-
nen Wildpferde in den Litchfield Wild
Horse Corrals in Kalifornien nicht wie-
derzuerkennen, und dies, obwohl nur
Heu gefüttert wurde, reichlichst Platz
vorhanden wäre für Bewegung und der
Untergrund derselbe ist wie in ihrem
Leben in Freiheit.
Der Trick für ein psychisch und kör-
perlich gesundes Pferd liegt also in der
Stimulierung zu Bewegung und zu art-
typischenVerhaltensweisen in ihremFa-
milienverband. Dazu müssen Pfade für
das Pferd angelegt werden und Anreize
darauf verteilt werden, damit das Pferd
wie seine Cousins in Freiheit von einer
Attraktion zur nächsten dahinwandert.
Das regt seine Verdauung an, formt und
härtet die Hufe, trainiert seine Musku-
latur ohne Reitergewicht und kann so-
gar einem schiefen Pferd helfen, in bei-
de Richtungen biegsam zu werden. Die
Pferde sindbesser aufgewärmt undmüs-
sen nicht lange warmgeritten werden.
Auch ist es nicht so tragisch, wenn
man mal nicht zum Reiten kommt,
denn sie bewegen sich zwischen 10
und 20 km am Tag ganz von alleine. Je
schmaler der Pfad (Track), desto schnel-
ler die Bewegung. Weitere Abschnitte
des Tracks oder Ausbuchtungen wer-
den Ruhe- oder Spielzonen. Pferde lie-
Der Stall von Peter
Tanzer u. Susanne
Schachinger in Ho-
henpeißenberg (Bild
rechts und unten
auf dieser Seite) hat
bereits ein Paddock
Paradise umgesetzt.
(www.the-paddock-paradise.de)
Was ist ein
Paddock Paradise?
J. Jackson (ehemaliger Hufschmied und Pionier der Natural Hoof Care)
hatte ein Schlüsselerlebnis, das ihn in den 80er Jahren darauf brachte, dass ein gänzlich neues
Haltungssystem Not tut. Er gab diesem neuen Konzept den Namen „Paddock Paradise“.
foto: a. reithofer