

Reiterkurier · September 2015
27
Alternative zum Scheren, da sie sich
sonst zu stark in der warmen Halle er-
hitzen.
Der beste Zeitpunkt zum Scheren
ist bereits im September und Oktober,
wenn es noch nicht eisig kalt ist. Dann
kann das Pferd sich besser akklimati-
sieren und zunächst reicht beim Ein-
decken eine normale Stalldecke. Di-
ese wird später durch eine Thermo-
decke ersetzt.
Wer erst im November oder De-
zember schert, läuft Gefahr, dass es
draußen bereits Temperaturen nahe
dem Nullpunkt gibt. Dann ist äußer-
ste Sorgfalt beim Eindecken nötig. Das
Pferd darf geschoren auf keinen Fall oh-
ne Decke draußen oder im Stall in der
Zugluft stehen. Nun ist auch sofort der
Gebrauch einer wattierten Thermode-
cke oder Fleecedecke, die den gesamten
Körper schützt, nötig.
Durch die Nutzung von Decken
wird im Winter auch das erneute Fell-
wachstum gehemmt und eingedämmt.
Folglich muss seltener geschoren wer-
den. Übrigens nutzen viele Reiter, die
ihre Pferde nur wenig scheren ebenfalls
eine Decke, weil dadurch – wie oben
beschrieben – der Pelz nicht mehr so
dicht und schnell wächst.
Arten von winterlichen Decken
-
Abschwitzdecken
beste-
hen aus einem speziellen Gewebe an
der Außenseite, welches den Schweiß
schnell und effektiv nach außen trans-
portiert. Materialien wie Polartec so-
wie andere synthetische Fasern sind
bei Abschwitzdecken üblich.
-
Nierendecken
werden im
Winter teilweise beim gesamten Trai-
ning, in jedem Fall aber beim Warm-
reiten (Schritt) und Schrittreiten am
Ende angelegt. Verzichtet man auf
sie, wird die Muskulatur deutlich lang-
samer warm, was eine längere Lösungs-
phase bedeutet. Bei Nierendecken sind
atmungsaktive Synthetik-Stoffe sowie
Fleece und Baumwolle Material der
Wahl.
-
Regendecken
sind vor allem
im Herbst bei längeren Ausritten not-
wendig. Sie haben meist keine Rücken-
naht, sodass das Regenwasser nicht ans
Pferd gelangen kann. Die Decken dür-
fen sich nicht vollsaugen, da sie sonst
ihren Sinn verfehlen und vor allem Er-
krankungen des Pferdes durch die Näs-
se ungleich fördern. Mittlerweile gibt
es gute Nylon und andere synthetische
Materialien, die für effektiven Regen-
schutz sorgen.
-
Outdoor-Decken
werden
aus ähnlichem Material gefertigt wie
Regendecken und sind ebenfalls was-
serdicht. Wichtig ist, darauf zu ach-
ten, dass die Regendecke durch mo-
derne Materialien zudem atmungsak-
tiv ist, damit das Pferd darunter nicht
zu stark schwitzt. Wichtig ist bei derar-
tigen Outdoor-Decken ebenfalls, dass
sie auf keinen Fall verrutschen, worauf
durch ein geeignetes Gurtsystem ge-
achtet werden sollte.
-
Unterdecken
werden bei sehr
niedrigen Temperaturen unter einer
anderen Decke angebracht. Sie beste-
hen meist aus Baumwolle und sorgen
für einen größeren Wärmeeffekt.
-
Thermodecken
sind innen
gefüttert/wattiert und werden mitt-
lerweile aus speziellen Stoffen gefer-
tigt, die isolieren und gut dämmen. Po-
lyester kommt hier ebenso zur Verwen-
dung wie Fleece oder andere synthe-
tische Stoffe. Besonders gern werden
neben wattierten Decken auch Fleece-
decken genutzt. Die Qualität zeigt sich
an der Dichte des Gewebes, die in den
gängigen Gewichten von 100, 200 und
300 Gramm/Quadratmeter gemessen
werden. Je höher das Gewicht ist, de-
sto dicker der Fleece und desto wärmer
die Decke. Nachteil ist allerdings, dass
er ohne spezielle Zugabe von isolie-
renden Materialien nicht wasser- und
winddicht ist.
Welltex® ist ein Stoff, der in den
mittlerweile sehr beliebten „Back on
Track“ Produkten Verwendung fin-
det. Es handelt sich dabei um Kera-
mikpartikel, welche die Körperwärme
in Form von Infrarotstrahlung reflek-
tieren. Dies verhindert häufig Muskel-
verspannungen im Winter und erhöht
die Blutzirkulation, weshalb die De-
cken vor allem in der kalten Zeit gern
genutzt werden.
Decken imwinterlichen Alltag
Abschwitzdecken sorgen nach
dem Training für den Abtransport des
Schweißes, der ja nach dem Scheren
nicht mehr intakt ist. Ohne Decke wür-
de der noch deutlich länger als normal
dem natürlichen Ab-
transport ins Oberfell.
Dadurch wird die Kühlung des Kör-
pers verändert, das Pferd verliert mehr
Elektrolyte. Nicht zuletzt deshalb sollte
man sich fragen, ob das Scheren tat-
sächlich unumgänglich ist.
Für Turnierpferde, die im Winter
an den Start gehen oder trainiert wer-
den, gibt es jedoch im Grunde keine
Spe z i al : wärme fürs P f erd