

Reiterkurier · September 2015
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Kolumne "Horseman´s Herald" - Folge 27
ne ein Eisenbahnknotenpunkt ent-
stand, folgten dann die Cowboys mit
ihren texanischen Rinderherden eben-
falls dieser zunächst „Abilene-Cattle-
Trail“ genannten Route, die sie zuver-
lässig durch das Indian Territory brach-
te, das heutige Oklahoma.
Reiter, die den Ehrgeiz haben,
heute noch einmal den Spuren des
Chisholm Trail zu folgen, werden sich
ziemlich schwer tun. Die größten Teile
davon verlaufen über privates Land.
Da verwehrt entweder Stacheldraht
den Zu(t)ritt oder der Pfad ist sowie-
so schon unter Siedlungen, Highways
oder Ackerland verschwunden. Nur
ein paar kurze Abschnitte befinden
sich noch in dem Zustand wie Ende
des 19. Jahrhunderts – und genau dort
haben die Eigentümer kein großes In-
teresse daran, dass ausgerechnet diese
Reste dann durch Besucherströme be-
schädigt oder gar zerstört werden. Und
dann sind da noch jene buchstäblich le-
bensgefährlichen Abschnitte, die schon
damals vielen Pferden und Reitern
zum Schicksal wurden, weil die Natur
mächtiger war als sie. Allen voran die
berüchtigten Treibsände im Red River,
dem Grenzfluss zwischen Texas und
Oklakoma, den der Trail durchquerte.
Gleichwohl finden Western Rei-
ter, die in die Atmosphäre von Land
und Leuten hineinschnuppern wollen,
entlang des historischen Korridors ei-
ne stattliche Anzahl von Ranches und
Riding Centern, die ihnen den Zugang
zu diesem Abenteuer verschaffen. Au-
ßerdem ist die Vieh- und Pferdezucht
in diesen Landstrichen noch immer zu-
hause.
Es gibt wenige Ge-
genden in Nordamerika,
wo Pferdefreunde so
häufig und so nahe an
das wirkliche Leben der
Cow- und Horsepeople
von heute herankom-
men.
Buchstäblich jedes Kind sitzt hier
im Sattel. Es ist in diesem Fall wirklich
das Beste, sich von den jeweiligen Tou-
rismusbüros in Oklahoma und Kan-
sas beraten zu lassen, vor allem dann,
wenn der Besuch zusätzlich zu den Rei-
terlebnissen noch weitere Aktivitäten
enthalten soll, zum Beispiel Begeg-
nungen mit Angehörigen der verschie-
denen indigenen Völker und Stämme –
oder mit den charakteristischen Men-
schen in den Stockyards.
Zwar feiert man eigentlich erst
2017 das 150. Jubiläum zum Bestehen
des Chisholm Trail, doch schon heuer
stellt das Chisholm Trail Heritage Cen-
ter in Duncan, Oklahoma in einer Son-
derausstellung die Viehtriebe ins Ram-
penlicht. Auf gut tausend Kilometern
führte der Trail einst mitten durch das
„Heartland“, durch das Herz des Mitt-
leren Westens der USA, und verband
Fort Worth, Texas mit Wichita, Kan-
sas. An die Tage der Cattle Drives auf
dieser Route zwischen 1867 und 1889
– insgesamt vier Millionen Tiere sol-
len damals unterwegs gewesen sein –
erinnert die neue Ausstellung ebenso
wie an das heutige Leben von Cowboys
und Rinderzüchtern in den US-Bun-
desstaaten Oklahoma und Kansas.
Zwischen 2015 und 2018 können
Besucher des Chisholm Trail Heritage
Center jene Menschen näher kennen-
lernen, für die Viehzucht und -haltung
Lebensinhalt war und ist. Deshalb
sucht das Museum auch „Real Cow-
boys on the Trail“, echte Cowboys und
Cowgirls, die entlang dem historischen
Chisholm Trail ihrem Job nachgehen
und dazu gewillt sind, aus ihrem All-
tag mit dem Vieh zu erzählen. Ihre Ge-
schichten und Fotos werden dann im
Rahmen der Ausstellung präsentiert.
Nähere Informationen zur Sonder-
ausstellung anlässlich der 150 Jahr-
feier des Chisholm Trails Ende 2015
bis Anfang 2018 finden Sie unter
www.chisholmtrail150.orgÜberdies wird eine neue histo-
risch-authentische Graphic Novel die
Geschichte des Chisholm Trail zu neu-
em Leben erwecken. Gestaltet wird der
Band von dem Comiczeichner Aaron
Mallard.
text/fotos:
u. pfaffenberger/travel KS, travel OK,
chisholm trail heritage center
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Infos im Internet
Chisholm Trail Heritage Center:
www.onthechisholmtrail.orgInfo Kansas:
www.travelks.comInfo Oklahoma:
www.travelok.comF re i z e i t · ERhOLUNG · West ern