Reiter-Kurier März 2014 - page 25

Reiterkurier · März 2014
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deren Hilfe Fruktane im Dünn-
darm aufgespalten werden kön-
nen. Wenn das Pferd zu schnell
zu viel Fruktan in den Dickdarm
bekommt, übersäuert dieser oft-
mals innerhalb kürzester Zeit.
Dadurch werden die Darmbakte-
rien, die bei Pferden wie auch bei
Menschen eine enorm wichtige
Rolle spielen, abgetötet. Stattdes-
sen entstehen Toxine – die eben
im schlimmsten Fall zu einer Ko-
lik führen. Auch die Erkrankung
am Equine Metabolic Syndrom
(EMS) ist möglich, ebenso vergrö-
ßert sich die Gefahr für Hufrehe.
Behutsames Anweiden als
Lösung
Die richtige Vorbereitung im
Winter wurde ja bereits oben er-
wähnt. Sie hilft, das Anweiden
kurzfristiger zu gestalten.
Da imWinter Heu das Haupt-
nahrungsmittel des Pferdes ist,
hat sich der Darm ganz auf diese
Nahrung, die sich vor allem durch
Rohfaserreichtum definiert, ein-
gestellt. Nun brechen die Kohlen-
hydrate und Proteine des Grases
auf den Darm ein. Im schlimm-
sten Fall kann eine Kolik drohen.
Auch mit Weidedurchfall ist
nicht zu spaßen. Wenn der Durch-
fall auftritt, kann man diesen mit
Blutwurz und Frauenmantel un-
terstützend behandeln. Auch An-
dorn hilft dabei, den Durchfall
zu lindern. Man mischt alle drei
Kräuter unter das Futter. Circa 20
Gramm genügen pro Tag.
Allerdings sollte, um zu ver-
hindern, dass Durchfall und Co.
überhaupt auftreten, die Anwei-
dezeit sorgsam geplant werden.
Wichtig ist vor allem, dass die
Tiere niemals hungrig auf dieWei-
de kommen. Wenn sie am Tag X
noch nichts gefressen haben, wer-
den sie sich sofort auf das frische
Grün stürzen. Also ist das beste
Mittel, erst einmal ganz normal
mit Heu weiter zu füttern (Kraft-
futter immer erst nach dem Wei-
degang füttern, da sonst erneut
Kolikgefahr besteht!).
Erst einmal geht es dann nur
für etwa 20 Minuten hinaus auf
die Weide. Während dieser Zeit
kann sich das Pferd ausgiebig aus-
toben. Das Fressen steht bei den
meisten Pferden, da kein Heiß-
hunger besteht, eher hinten an.
Man steigert die Weidezeit da-
raufhin täglich um etwa 10Minu-
ten bis das für das jeweilige Pferd
übliche Maß anWeidestunden er-
reicht wird.
Am besten stellt man die
Pferde übrigens mehrmals am
Tag – beispielsweise frühmor-
gens und abends – auf die Weide,
dann wurde das Gras vom Mor-
gen schon ausreichend verdaut.
Man sollte beim Anweiden stets
auch auf das einzelne Pferd ein-
gehen: Ein Pferd, das viele Fres-
spausen einlegt und gar nicht so
viel Interesse amGras zeigt, kann
schon mal schneller längere Zeit
auf die Weide. Bei sehr leicht-
futtrigen Pferden sollte man über
einen locker sitzenden Maulkorb
nachdenken – auch wenn diese
Vorstellung vielen Pferdefreun-
den widerstrebt. Durch die mei-
sten Maulkörbe kann das Pferd
aber noch etwa die Hälfte sei-
ner normalen Fressmenge zu
sich nehmen – es ist nur deutlich
schwieriger. Man tut dem Pferd –
auch wenn es sich anfänglich wo-
möglich etwas an dem Maulkorb
stört – nichts Schlechtes. Im Ge-
genteil sorgt der Maulkorb meist
sogar für deutlich mehr Bewe-
gung, da das Pferd sich immer
wieder auf zu neuen Fressstellen
machen wird, wo es leichter an
das schmackhafte Grün heran-
kommt.
Das Gras sollte beim Anwei-
den der Pferde übrigens bereits
eine Höhe von ca. 10 – 15 Zen-
timetern haben, sonst steckt es
noch zu sehr in der „stressigen“
Wachstumsphase und produziert
zu große Mengen Fruktan.
So vorbereitet kann man sich
durchaus schon in Vorfreude auf
den April/Mai, die ersten wirklich
warmen Sonnenstrahlen und den
schönen Anblick von glücklichen
Weidepferden üben.
text/fotos: a. koch/a. neumann
t i t e lthema : We i demanagement
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