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Reiterkurier · Juni 2015

stürzen schützt die Weste besser, als al-

le anderen Produkte.

Jedoch ist sie nicht frei von Feh-

lern. So kann sie beispielsweise auch

bei einem eher harmlosen „Rumpler“

am Hindernis auslösen und dadurch

den Reiter einengen.

Dennoch sollte jeder Geländerei-

ter an die Nutzung dieser Weste den-

ken. Im Normalzustand trägt sie sich

übrigens auch sehr angenehm, da sie

eher wie ein zusätzliches Jackett wirkt,

denn wie ein Protektor.

Wer jetzt die Vorteile der Airbag-

Weste betrachtet, mag vielleicht den-

ken: Wie können dann überhaupt noch

Stürzemit schweren Verletzungen oder

gar tödliche Stürze bei Reitern gesche-

hen, die in Wettkämpfen vorschrifts-

mäßig damit reiten? Antwort: Gera-

de bei Rotationsstürzen, bei denen der

Reiter zusammen mit dem Pferd fällt

und dieses auf ihm landet, weil er sich

nicht vom Sattel wegbewegt, lösen die

Westen nicht immer aus. Hier muss die

Technik des Auslösers noch weiter ver-

bessert werden – am besten so schnell

wie möglich. Denn jeder verletzte Rei-

ter ist einer zu viel.

Sicherheitswesten müssen unter-

schiedlichen Normen auf jeden Fall

standhalten. Die Norm EN CE13158-

2009 besagt, dass die Weste bei Stür-

zen auf weichem und hartem Unter-

grund Schutz bietet und Stöße deutlich

abmildert. Es ist die Standard-Norm,

deren Mindestmaß jedes Produkt ge-

nügen muss.

EN 1621-2 ist die Norm, die be-

sagt, dass die Weste gleichen Sicher-

heitsstandards genügt wie die Rücken-

protektoren von Motorradfahrern. Die

Weste muss bei einemAufprall den Rü-

cken schützen und eine ergonomische

Passform haben.

Sicherheit durch Reitkleidung

AuchdieweitereReitbekleidungkann

entscheidendzurSicherheitaufdemPfer-

derücken beitragen.

Reithandschuhe zum Beispiel, die

dank rutschfester Innenfläche das

Wegrutschen der Zügel verhindern.

Oder aber Reitstiefel, die man immer

tragen sollte, auch schon in den ersten

Reitstunden. Sie haben gegenüber

Turnschuhen den Vorteil, dass sie viel

mehr Halt dadurch geben, da sie über

den Knöchel reichen und diesen sta-

bilisieren, und einen besseren Sitz er-

möglichen. Viele Turnschuhreiter lau-

fen Gefahr in den Steigbügel hineinzu-

rutschen.

Im Dunkeln sollte jeder Reiter Re-

flektoren anlegen. Ein einfaches Mittel

ist beispielsweise eine Reflektorweste,

die den gesamten Oberkörper für Au-

tofahrer sichtbar macht. Auch amHelm

und an den Stiefeln lassen sich Reflek-

torstreifen anbringen. Viele Helme ver-

fügen bereits standardmäßig über Re-

flektor-Aufkleber. Ein Vorreiter in die-

ser Hinsicht ist der Helm „Swing“ von

Waldhausen, der zum Reiten und Fahr-

rad-Fahren getragen werden kann und

einen fest angebrachten Reflektor am

hinteren Kopfteil hat.

Für Reitergruppen sind Stiefellam-

pen für den ersten und letzten Reiter

der Gruppe zu empfehlen. Das Pferd

kann man mit Reflektor-Gamaschen

und einer reflektierenden Decke zum

Leuchten bringen.

Sicherheitssteigbügel

Mittlerweile sind Sicherheitssteig-

bügel fast schon Standard in der deut-

schen Reiterlandschaft. Es gibt Steig-

bügel, die dank vier Gelenken in alle

Richtungen beweglich sind und so er-

möglichen, dass man rechtzeitig aus

dem Bügel herauskommt. Das Mit-

schleifen wurde so deutlich verringert.

Dazu kommen Bügel, welche sich beim

Sturz durch den Druck auf den Bügel

komplett öffnen und so ebenfalls das

Durchrutschen verhindern.

Ein Wort zum Schluss…

Gute Sicherheitsausrüstung ist das

Eine – und sie ist unverzichtbar! Doch

jeder Pferdebesitzer sollte sich auch im

Klaren sein, dass das Sicherheitsrisiko

schon bei der Pferdehaltung beginnt.

Tiere, die den ganzen Tag im Stall ver-

bringen, sind nervöser, weniger ausge-

glichen, teilweise geradezu aufgeladen.

Da können bereits solch einfache Mög-

lichkeiten wie täglicher, mehrstündiger

Weidegang helfen, die Sicherheit en-

orm zu steigern…

Außerdem kann der Reiter viel für

seine Sicherheit tun, indem er sich kör-

perlich fit hält. Auch werden mittler-

weile Kurse angeboten, in denen man

„richtig stürzen“ lernt. Einen solchen

Kurs mitzumachen, ist ganz sicher

nicht zu verachten…

Buchtipp zum Weiterlesen:

„Sicherheit rund ums Pferd“, Reihe „Die

Reitschule“, Romo Schmidt, Müller Rü-

schlikon Verlag, Stuttgart 2014

text/fotos:

a. koch/fotolia

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