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Reiterkurier · Dezember/Januar 2014/2015
Immer wieder
Husten?
Jedes vierte Pferd in Deutschland leidet Jahr für Jahr
an einer Atemwegserkrankung. Mehr als 10 % der
Pferde haben sogar chronische Krankheiten der At-
mungsorgane. Diese gehören zu den Hauptursachen
für Nutzungsausfall und Tötung aus Tierschutzgrün-
den.
- Bewegungsmangel
- Unspezifische Überempfindlichkeit
Die Ursachen treten oft gemein-
sam auf und bedingen sich gegenseitig.
Haltungsmängel beispielsweise leisten
Virusinfektionen Vorschub. Diese er-
leichtern die Allergisierung des Pferdes
gegen Staub. Daraus kann dann eine
chronische Erkrankung entstehen.
Daher ist es lebenswichtig für Ihr
Pferd, dass Sie alle Symptome einer
Atemwegserkrankung ernst nehmen
undgemeinsammit IhremTierarzt, kon-
sequent bekämpfen. Zugleich sollten Sie
die haltungsbedingten Ursachen für die
Erkrankung schnellstmöglich abstellen.
Akute Erkrankungen werden na-
hezu immer durch Viren verursacht.
An den Atmungsorganen führt die Vi-
rusinfektion zu entzündlichen Schwel-
lungen. Der Durchmesser der Luftwege
verringert sich, die Atmung wird da-
durch erschwert. Zusätzlich zieht sich
die Muskulatur der kleinen Bronchien
und Bronchiolen durch die Krankheit
zusammen. Dieser Zustand wird als
Bronchialkrampf (Bronchospasmus)
bezeichnet. Er verstärkt die Atemnot.
Es wird vermehrt dickflüssiger Bron-
chialschleim gebildet. Mit dem Ab-
transport dieser großen Schleimmen-
gen sind die Flimmerhärchen (Zilien)
der Bronchialschleimhaut überfordert.
Das Resultat: Der Schleim bleibt in den
Luftwegen, erschwert die Atmung für
das Pferd und bietet Bakterien einen
Nährboden. Diese gefährlichen, nach
Virusinfektionen auftretenden bakte-
riellen Erkrankungen werden als Se-
kundärinfektionen bezeichnet.
Anzeichen einer Sekundärinfektion
Nach dem ersten, virusbedingten
Krankheitsschub einer akuten Atem-
wegsinfektion geht es dem Pferd bald
besser, das Fieber sinkt, derAppetit
steigt. Tritt aber plötzlich eine Ver-
schlechterung mit erneut steigender
Körpertemperatur, Schwäche und Apa-
thie ein, liegt der Verdacht auf eine zu-
sätzliche bakterielle Infektion (Sekun-
därinfektion) nahe. Der Verdacht wird
erhärtet durch eine gelbliche Färbung
des bislang milchigweißen Nasenaus-
flusses.
Moderne Heilung
Die Heilung des akuten, virusbe-
dingten Hustens wird durch folgende
P f erdemed i z i n
D
ie traurige Bilanz ist aber
kein unabänderliches Schick-
sal. Durch rechtzeitiges Er-
kennen, umgehende tierärztliche Be-
handlung und konsequente unterstüt-
zende Maßnahmen des Pferdehalters
sind viele Erkrankungen der Atemwe-
ge heilbar. Zumindest werden die Sym-
ptome soweit gelindert, dass die Pferde
reitbar bleiben und ein tiergerechtes
Leben führen können. Ihre gute Lei-
stungsfähigkeit beruht auf gesunden
Atmungsorganen.
Der Weg der Atem-
luft beginnt in den
Nüstern. Die er-
wärmte Luft fließt
über Rachen und
Kehlkopf in die Luftröhre. Diese teilt
sich am Brusteingang in kleinere Röh-
ren: die Hauptbronchien. Die Haupt-
bronchien verästeln sich wie ein Baum
in immer kleiner werdende Röhren,
die Bronchien. An den feinsten Ver-
ästelungen schließlich, den Bronchio-
len, deren Durchmesser kleiner als der
eines Menschenhaares ist, sitzen die
Lungenbläschen.
In den Lungenbläschen findet die
Atmung statt: Sauerstoff dringt aus
der Atemluft der Lungenbläschen in
das Blut ein. Umgekehrt tritt Kohlendi-
oxid aus dem Blut der Kapillaren über
die hauchdünneWand der Lungenbläs-
chen in deren Luftraum über.
Faszinierendes Schutzsystem
Mit der Atemluft gelangen auch
unerwünschte Fremdstoffe in die Luft-
wege. Daher hat die Natur dagegen ein
perfektes Schutz- und Reinigungssy-
stem entwickelt:
- der Hustenreflex entfernt Schleimund
größere Fremdkörper aus der Luftröhre
- die kleinen Bronchien und Bronchio-
len sind mit Flimmerhärchen (Zilien)
besetzt. Diese trans-
portieren Viren, Bak-
terien und Staub mit
einer Schleimschicht
wie auf einem Förder-
band zum Rachen
- die Lungenbläschen schließlich wer-
den sowohl durch einen oberflächen-
aktiven Sekretfilm geschützt als auch
mittels besonderer Fresszellen gerei-
nigt, die Fremdkörper aufnehmen und
verdauen
Ursachen von Husten
Husten ist ein Symptom, das fast
immer durch Erkrankungen der At-
mungsorgane hervorgerufen wird. Hu-
sten hat viele Ursachen
- Viren, Bakterien
- Allergien auf Pilzsporen
- Haltungsfehler: Starke Staubentwick-
lung, hohe Luftfeuchtigkeit, Schadgase
Leistungsfährigkeit
braucht intakte
Atemwegsorgane“